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Retinsäure, Retinal und Retinol: Wirkweise, Biochemie und Bedeutung für die Haut

  • juelichh
  • 14. Nov.
  • 2 Min. Lesezeit

1. Retinsäure – Biochemie und Wirkmechanismus


Retinsäure (all-trans-Retinsäure) ist die aktive Form von Vitamin A und wirkt direkt auf die Genexpression der Hautzellen. Nach Aufnahme in die Zelle wird sie über spezifische zytosolische Transportproteine (CRABP-I und CRABP-II) an den Zellkern geleitet und dort an RAR- und RXR-Rezeptoren gebunden. Die aktivierten Rezeptor-Komplexe regulieren gezielt Gene, die für Proliferation, Differenzierung und extrazelluläre Matrix zuständig sind.


Wirkung auf die Epidermis

  • Beschleunigung der Keratinozytenproliferation

  • Optimierung der Differenzierung epidermaler Zellen

  • Verkürzung des epidermalen Turnovers

  • Gleichmäßigere PigmentverteilungDiese Veränderungen führen zu einer glatteren, feinporigen und ebenmäßigeren Hautoberfläche.


Wirkung auf die Dermis

  • Steigerung der Kollagen-I-, III- und VII-Synthese

  • Hemmung UV-induzierter Matrix-Metalloproteinasen

  • Zunahme der dermalen Glykosaminoglykane

  • Verdichtung der papillären DermisDamit wirkt Retinsäure klinisch nachweisbar gegen lichtbedingte Hautalterung.


Bedeutung bei Akne

Retinsäure normalisiert die follikuläre Keratinisierung, reduziert Mikrokomedonen und wirkt entzündungsmodulierend – zentrale Faktoren bei der Behandlung von Akne.



2. Retinol und Retinal – Wirkweise und Unterschiede


2.1 Retinol

Retinol ist die kosmetisch am häufigsten eingesetzte Vitamin-A-Form. Es muss in zwei Schritten zu Retinsäure umgewandelt werden (Retinol → Retinal → Retinsäure). Aufgrund der begrenzten Aktivität der beteiligten Enzyme ist die Wirksamkeit moderat, jedoch gut verträglich.


Hautwirkungen:

  • Stimulation der Keratinozytenproliferation (mild)

  • Verbesserung der epidermalen Dicke und Hautstruktur

  • Moderate Förderung der Kollagensynthese

  • Mäßige Reduktion feiner Linien

Retinol eignet sich besonders für empfindliche Haut oder als Einstieg in die Retinoidpflege.


2.2 Retinal (Retinaldehyd)

Retinal ist die direkte Vorstufe der Retinsäure und daher deutlich aktiver als Retinol. Es benötigt nur einen Umwandlungsschritt und zeigt eine höhere Bioverfügbarkeit, bei gleichzeitig guter Verträglichkeit.


Hautwirkungen:

  • Stärkere Stimulation epidermaler und dermaler Strukturen

  • Deutliche Förderung der Kollagenproduktion

  • Effizientere Hemmung von MMPs

  • Verbesserte Keratinregulation

  • Zusätzlich antibakterielle Aktivität gegenüber Cutibacterium acnes

Durch dieses Profil stellt Retinal eine sehr wirksame, aber dennoch schonende Alternative zu Retinsäure dar.


Stabilität und Formulierungsqualität von Retinol und Retinal

Retinol und Retinal sind hochgradig empfindliche Moleküle und reagieren auf Sauerstoff, Licht und Wärme. Ohne geeignete Schutzsysteme verlieren sie schnell ihre Wirksamkeit.

Für hochwertige Formulierungen sind daher zwei Komponenten entscheidend:

  1. Verkapselungssysteme (z. B. Microsponge® N)Diese schützen vor Oxidation, erhöhen die Stabilität und ermöglichen eine kontrollierte Freisetzung, was zusätzlich die Hautverträglichkeit verbessert.

  2. Transportsysteme auf Basis von PhosphatidylcholinLiposomale oder lamellare Trägersysteme erhöhen die Penetration, stabilisieren das Retinoid und steigern so seine Bioverfügbarkeit in der Haut.

Gut formulierte Retinol- und Retinalprodukte kombinieren idealerweise beide Technologien, um maximale Wirksamkeit und optimale Stabilität sicherzustellen.

 
 
 

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